Endometriose ist eine der häufigsten Erkrankungen der Frau im fortpflanzungsfähigen
Alter und eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit.
In Deutschland sind zirka 1,2 Millionen Frauen betroffen, die Zahl der Neuerkrankungen liegt bei
42 000 pro Jahr.
Häufig als reine „Regelschmerzen“ verkannt, dauert es
durchschnittlich sechs bis acht Jahre von den ersten Symptomen bis zur Diagnose
Endometriose, berichtete Prof. Thomas Römer (Köln) auf der Pressekonferenz GynSights
„Neues aus dem Bereich Gynäkologie“ von Bayer HealthCare in Berlin.
Ist die Diagnose Endometriose durch die laparoskopische Entfernung und histologische
Untersuchung von Endometrioseherden gesichert, stehen neben der operativen Therapie
verschiedene Medikamente zur symptomatischen Behandlung wie nicht-steroidale
Antirheumatika (NSAR), GnRH-Analoga und hormonale Kontrazeptiva (off-label)
zur Verfügung, sagte Römer. Auch Gestagene wirken bei Endometriose effektiv.
Mit der Einführung von Visanne® 2 mg Tabletten steht seit einem Jahr ein Gestagen
als Monosubstanz zur Verfügung, das in einem Studienprogramm ein günstiges Wirksam-
Die Wirkung von Dienogest auf endometriale Läsionen wurde in einer randomisierten
Dosisfindungsstudie mit 59 Frauen geprüft [1]. Die Therapie mit 2 mg bzw. 4 mg Dienogest
reduzierte die Werte auf der Skala des revidierten American Fertility Society (rAFS)
Scores nach 24 Wochen signifikant. Der rAFS Score beschreibt anhand eines Punktesystems
die laparoskopisch erkannte Aktivität der Endometrioseherde im Unterbauch. Die Werte
fielen bei der Dosierung von 2 mg täglich im Mittel von 11,4 auf 3,6 bzw. von 9,7 auf
3,9 (4 mg-Dosierung) Punkte (Abb. 1).
Des Weiteren bewertet eine zwölfwöchige randomisierte Studie mit knapp 200
Endometriose-Patientinnen den Rückgang von Unterleibsschmerzen auf einer visuellen
Analogskala (VAS, 0-100 mm) unter der Therapie mit Dienogest 2 mg täglich oder Placebo [2].
Der initial starke Schmerz von durchschnittlich 57 mm auf der VAS nahm unter Dienogest
um 27 mm ab, unter Placebo um 15 mm (Abb. 2).
Als orales Arzneimittel zur einmal täglichen Einnahme ist Visanne® (Dienogest 2 mg)
unkompliziert in der Anwendung und lindert wirksam die mit einer Endometriose
einhergehenden Schmerzen“, zog Römer das Fazit aus dem Studienprogramm.
Weil die Diagnostik und Therapie der Endometriose oft unzureichend sei, werden
zur Optimierung der Behandlung Endometriosezentren gegründet, berichtete Römer.
Diese müssen bestimmten Standards entsprechen und werden dann zertifiziert.
Mittlerweile gibt es über 30 solcher Einrichtungen in Deutschland. Dort wird
interdisziplinär ein individuelles Gesamtkonzept für jede Patientin erstellt
und die Diagnostik gezielt eingesetzt. Dies soll Doppeluntersuchungen oder
Überdiagnostik vermeiden helfen, betonte Römer. Da die Endometriose sich in
extragenitale Organe ausbreiten kann, arbeiten in den Zentren Gynäkologen
beispielsweise mit Chirurgen sowie Urologen eng zusammen.
keits-,
Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil gezeigt hat.
Abb. 1: Auswirkungen von Dienogest auf den rAFS/rASRM-Score nach
24 Wochen (Mittel ± SEM) (Köhler G, et al. 2010).
Abb. 2: Signifikanter Rückgang der Unterleibsschmerzen unter
Dienogest 2 mg (Visanne®) im Vergleich zu Placebo (Mittel ± SEM)
(Strowitzki T, et al. 2010).
Dass Dienogest der Standardtherapie mit dem GnRH-Analogon Leuprorelinacetat nicht
unterlegen ist, wurde in einer 24-wöchigen Studie mit 252 Patientinnen belegt [3].
Der Wert auf der VAS-Skala wurde unter Dienogest von anfangs 60 mm auf 13 mm,
unter dem Vergleichspräparat von 58 mm auf 12 mm verringert.
Dass eine Optimierung der Therapie notwendig ist, belegt eine Untersuchung an
über
700 Patientinnen in Deutschland [4]. Demnach betrugen die durchschnittlichen
Kosten pro Endometriose-Fall jährlich 5 622 Euro, wobei die indirekten Kosten
(Arbeitsausfall, Erwerbsminderung und Arbeitsreduzierung) bei diesen durchweg
jüngeren Frauen mit 62 % an den Gesamtaufwendungen dominierten. Eine
Hochrechnung der deutschlandweiten Kosten ergab Gesamtaufwendungen in Höhe
von 1,96 Milliarden Euro für das Jahr 2003. Red.
[1] Köhler G, et al. 2010. Int. J Gynecol Obstet 108:21-5
[2] Strowitzki T, et al. 2010. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 15:193-8
[3] Strowitzki T, et al. 2010. Hum Reprod 25:633-41
[4] Brandes I, et al. 2009. Geburtsh Frauenheilk 69:925-930.
Quelle: Pressekonferenz GynSights: „Neues aus dem Bereich Gynäkologie“ am 26. Mai 2011 in Berlin.
Veranstalter: Bayer Vital GmbH, Leverkusen.
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Einsatzmöglichkeiten für Gestagen
Welche Einsatzmöglichkeit unter anderem für Dienogest bestehen, machte Prof. Römer an der
Kasuistik einer 27-jährigen Patientin mit Endometriose im Stadium IV deutlich. In diesem
Stadium siedelt sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Beckens an und reagiert
zyklusabhängig auf Hormone mit Wachstum.
Die Frau war bis vor sechs Monaten mit der Einnahme einer Mikropille nahezu beschwerdefrei.
Nach dem Absetzen der Kontrazeption wegen eines Kinderwunsches hatte sie eine Fehlgeburt.
Bei einer Abrasio plus Laparoskopie wurde ein Endometrioseherd an der rechten Beckenwand
koaguliert. Zwei Monate später nahmen in einem Endometriosezentrum Gynäkologen eine dritte
Laparoskopie wegen persistierender, starker Unterbauchschmerzen vor. Dabei fand sich eine
ausgedehnte Peritonealendometriose, die mit einer Resektion des Bauchfells operativ behandelt
wurde.
Die Patientin ist jetzt beschwerdefrei und wird bis zu einem erneuten Kinderwunsch mit
Dienogest (Visanne® Dienogest 2 mg) behandelt.
Endometriose
Als Endometriose werden gutartige Wucherungen von Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) bezeichnet.
Das Endometrium wächst in die Uteruswand ein oder wuchert in Organen wie der Harnblase,
Darm oder Zwerchfell. Die Ursache ist weitgehend unbekannt. Vom Auftreten der ersten Symptome
bis zu Diagnosestellung vergehen im Mittel 6 Jahre (bei Sterilitätspatientinnen etwa 3 Jahre).
In den meisten Fällen werden Endometrioseherde von den Hormonen des Monatszyklus beeinflusst.
So können sie zyklisch wachsen und bluten und werden häufig als reine "Regelschmerzen" verkannt.
Klinische Leitsymptome sind Dysmenorrhoe, Dyspareunie, Dysurie, rezidivierende
Blutungsstörungen und oft auch unspezifische Unterbauchbeschwerden bis hin zu
Rückenbeschwerden.